Alles geht zu Ende


Indifference

How much difference does it make?

I will light the match this mornin‘, so I won’t be alone
watch as she lies silent, for soon light will be gone
Oh, I will stand arms outstretched, pretend I’m free to roam
Oh, I will make my way, through, one more day in hell.

How much difference does it make?

Still alive


Peter Steele (48) Sänger von Type O Negative ist tot (gestorben 14.04.10), Paul Gray (38), Bassist von Slipknot ist am 24.05.10 gestorben und Christian Schlingensief (49) heute (21.08.10).

Ich habe mich nie viel mit Schlingensief befasst, trotzdem hat es mir einen Schock versetzt als ich lesen musste, dass er den Kampf verloren hat. CS: „Die Menschen wissen vor so einer Erkrankung wie Krebs gar nicht, was sie alles tolles an Möglichkeiten haben, all diese Dinge, die man machen kann, vor sich hat, all das sehen sie nicht, weil sie den ganzen Tag nur schlechte Laune haben und Nörgeln.“

Später habe ich noch dieses lebensfrohe Video gefunden:

Dirty Doering – I Would – Bar 25 -15 from kai kurve on Vimeo.

Ich sehe es mir mehrmals an, doch es kann meine Stimmung nicht aufhellen; zumal, je öfter ich die Musik höre, desto melancholischer erscheint sie mir.

Immerhin leben wir noch…

Megaspree-Demo bei 38 Grad


Rette Deine Stadt!

Treffpunkt für Kreuzberg war auch beim zweiten Megaspree-Sternmarsch der Oranienplatz, 15 Uhr. Wir sind aber etwas später hin, da die Erfahrung gezeigt hat, dass sich der Zug immer später als geplant in Bewegung setzt. Mir war schon auf dem Weg zum O-Platz zu warm, und ich maulte die ganze Zeit rum: Es ist viel zu heiß zum Laufen, reicht doch, wenn wir um 18 Uhr zur Abschlusskundgebung zum Roten Rathaus radeln usw. usf. − A meinte nur: Du brauchst doch nicht mitgehen, zwingt dich doch niemand.

Ich bin mitgegangen − und habe es nicht bereut: die Demo hatte eine ganz besondere Qualität gerade durch die Hitze. Am Straßenrand in Kreuzberg standen Anwohner mit Gartenschläuchen und besprühten uns mit Wasser, einige ließen sich vollständig nass machen, andere füllten ihre Wasserflaschen. Langsam schlenderten wir bei lauter Techno- und Rockmusik über Oranien-, Skalitzer, Köpenicker, Brücken- und Alexanderstraße zum Molkenmarkt hinterm Roten Rathaus. Überraschend für mich war, wie freundlich die jungen Leute untereinander und mit mir umgingen. Beim Fotografieren wedelte mir ein Girl mit einem Fächer Luft zu und lächelte mich dabei an, überhaupt hat es mir gefallen, dass ich so oft gerade von Frauen angelächelt oder freundlich angsprochen wurde. Ein  Skater mit einer ganzen Steige Mineralwasser warf mir im Vorbeisausen ’ne Flasche in die Arme. Als ich mich bei einem Stop an den Straßenrand setzte, kam ein Typ und fragte, ob ich eine Abkühlung wünsche. Als ich bejahte, besprengte er meine Füße mit sehr kühlem Wasser aus einem Pflanzenbesprüher.

Dass die Presse nun verkündet, es hätte mehr Party-Charakter gehabt, ist echt Quatsch. Wer möchte schon auf glühheißem Asphalt Party feiern? Es war auch nicht nur Jugend da, und ich hab mich aus ganz andern Gründen  richtig gut gefühlt! Die Missstände und politischen Anliegen, auf die mit allen möglichen Mitteln hingewiesen wurde, sind bitter ernst: Verdrängung, Gentrifizierung, Privatisierung, Autowahn, Zerstörung von Stadtnatur… In großen schwarzen Särgen wurden symbolisch Menschlichkeit, Selbstbestimmung, Naturschutz und andere humane Werte zu Grabe getragen. Einige A 100-GegnerInnen hatten sich als Unfallopfer kostümiert, es sah so echt aus, dass ich fasst darauf reingefallen wäre, wollte gerade eine Frau fragen, was passiert sei, als mir einfiel, dass diese Aktion auf Flyern angekündigt war. Es gab viele fantasievolle Einzelaktionen und Transparente mit poetischen Slogans wie: Sich einander öffnen und gemeinsam an der Überwindung der Hölle arbeiten oder Brachland forever. Die Leute von den Bars und Clubs auf den Wagen und die sich dahinter beschallen ließen, tanzten in der Hitze, warum denn auch nicht, wenn man’s aushält?! Bei der Abschlusskundgebung wurden von Sprechern verschiedener Initiativen − BISS, Carambolagen, Berliner Wassertisch, Mauerpark fertigstellen! − flammende Reden gehalten, zwischendurch spielten Rock-, HipHop- und Punkbands: jetzt in der Abendstimmung und vom Neptunbrunnenwasser abgekühlt, wurde natürlich eifrig getanzt. Viele sammelten sich um, im und auf dem Brunnen, bis die Bullen erst ziemlich aggressiv unter lautem Buh, dann freundlicher mit Anti-Konfliktteam dazu aufforderte, ihn zu verlassen. Noch mehr stiegen in den Brunnen und spritzten das Anti-Konfliktteam nass, bis es sich zurückzog, und dann – siehe da, verließen die Leute von allein das Becken und die erklommenen Statuen.

Da ich ein Augenmensch bin, war es ausgeprochen erfrischend und anregend für mich, im Gegensatz zu den eher angestrengt nüchternen und verkniffenen Kreisen, in denen ich mich sonst so bewege, unter so „bunten“ Menschen zu sein, und damit meine ich nicht unbedingt die Kleidung: es gab auch schwarz gekleidete bunte Leute. Ich habe mich zu meinem eigenen Erstaunen sauwohl gefühlt, was mir unter Massen nicht sehr häufig passiert.

Gegen 22 Uhr und bei immer noch über 30 Grad schlenderten wir nach Hause und überließen die After-Party der Jugend.

Obwohl die Wärme ermüdend ist und schlaucht, gewöhne ich mich langsam wieder dran, freue mich auch irgendwie, da sie mich an andere Lebensphasen erinnert, daran dass ich viele Jahre nur mit solchen Temperaturen gelebt habe und noch sehr gut weiß, wie man sich bei diesem Klima zu verhalten hat, trotz Wärme aktiv bleibe und dabei nie vergesse, wie schnell sie wieder vorüber und wie es dann im Winter ist. Wenn es sehr warm ist, nehme ich vieles leichter, mache mir nicht so viele Gedanken, nehme mich und andere weniger ernst, freue mich schon, wenn ich nach dem Duschen nass und nackt durch die Wohnung laufen und das angenehm finden kann, erinnere mich, dass ich jahrelang im Zimmer nur Unterwäsche getragen habe oder gar nichts . In Asien habe ich mir mehr als einmal eine ordentliche Erkältung geholt, als ich mich zum Schlafen nass von der Dusche unter den Ventilator gelegt habe. Dieses ganze Lebensgefühl, dass ich mit der Hitze verbinde, ist plötzlich wieder da.

Verse aus den Upanischaden fallen mir ein, die sinngemäß lauten: Der, der da brennt, ist der Tod… oder aus indischer Lyrik: Du bist schön wie der Regen

Und hier gibt’s Bilderchen:

Bürgerreporterin

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